Entwicklungen im Flussstraßenviertel - Sozial- und Mobilitätskonzept

Bereits 2023 hat die Wohnbau Gießen mit der Quartiersentwicklung des Flussstraßenviertels begonnen. Nun schreiten die Planungen immer weiter voran. Sowohl ein Sozial- als auch ein Mobilitätskonzept wurden vor unterschiedlichen Gremien präsentiert.

Dem Flussstraßenviertel steht ein großer Wandel bevor. Die Gebäude, die zu einem Großteil aus den 1930er bis 1950er Jahren sind, haben einen hohen Modernisierungsbedarf. Wie das Viertel in den nächsten Jahren sukzessive modernisiert werden kann, damit beschäftigt sich die Wohnbau seit geraumer Zeit. „Nachdem wir uns zunächst mit der baulichen Entwicklung des Quartiers befasst haben, möchten wir nun das Sozial- und Mobilitätskonzept vorstellen“, erklärt Dorothee Haberland, die Geschäftsführerin des städtischen Wohnungsunternehmens.

Im Rahmen der Quartiersentwicklung wurden die zuvor erarbeiteten Konzepte gesichtet und es wurde geschaut, wie die Rahmenplanung von 2018 umgesetzt werden kann. Diese sah allerdings einen fast kompletten Neubau für das Viertel vor, der wirtschaftlich für die Wohnbau nicht darstellbar gewesen wäre. Die Bausubstanzuntersuchung durch einen öffentlich bestellten Bausachverständigen hat ergeben, dass große Teile der rund 800 Wohnungen modernisiert werden können und nicht abgerissen werden müssen. Das kommunale Wohnungsunternehmen hat auf Grundlage der Bausubstanzuntersuchung Konzepte erarbeitet, wie die Zukunft des Viertels aussehen soll, was modernisiert werden kann und was in den nächsten Jahren neu gebaut werden soll.

Anfang 2025 wurden Weeber+Partner, ein Institut für Stadtplanung und Sozialforschung, beauftragt, sowohl ein Sozial- als auch ein Mobilitätskonzept zu erarbeiten. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, wie es gelingen kann, Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen und gleichzeitig moderne und unterschiedliche Formen an Mobilität zu gewährleisten. Auf Grundlage verschiedener Daten wie zum Beispiel dem Sozialraummonitoring der Stadt Gießen haben die Experten ihre Konzepte erstellt.

Soziale Durchmischung als wesentlicher Aspekt
„Mithilfe des Sozialkonzepts möchten wir vor allem eine soziale Durchmischung erreichen. Das Viertel soll sich zu einem beliebten und attraktiven Wohnquartier für jüngere und ältere Menschen in unterschiedlichen Haushaltsformen und mit unterschiedlichem Einkommensniveau entwickeln“, so Haberland. Das Sozialkonzept von Weeber+Partner empfiehlt deshalb einen ausgewogenen Mix aus geförderten und freifinanzierten Mietwohnungen sowie Eigentumswohnungen. Im Bereich des geförderten Wohnraums sind dabei Wohnungen für sowohl Haushalte mit geringem Einkommen (WBS1) als auch für Haushalte mit mittlerem Einkommen (WBS2) vorgesehen. Weiterhin sieht das Konzept einen Mix aus Zwei-, Drei- und Vier-Zimmer-Wohnungen sowie einen kleinen Anteil an Fünf-Zimmer-Wohnungen vor. Durch die Neugestaltung des Quartiers sollen vor allem auch neue Zielgruppen wie Haushalte mit mittlerem und höherem Einkommen, Menschen mit Unterstützungsbedarf sowie Ältere mit mittlerem und höherem Einkommen angesprochen werden. Auch an barrierefreie Wohnungen, die bislang im Quartier fehlen, wurde gedacht.

Für das Mobilitätskonzept wurde zunächst eine Bestandsaufnahme der Mobilitätsformen vor Ort gemacht und dabei Daten für ÖPNV, Pkw-, Fuß- und Radverkehr erfasst. Im Rahmen der Konzepterstellung sollten alle für das Viertel in Frage kommenden Formen von Mobilität analysiert und die Frage, wie viel Parkraum zukünftig benötigt wird, beantwortet werden. Zukünftig soll der Parkraum neuorganisiert und zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Außerdem soll der Fahrradverkehr und die -infrastruktur durch unter anderem zusätzliche Stellplatzanteile, wohnungsnahe Anlagen und Ladeinfrastruktur verbessert werden. Im Konzept verankert ist ebenso ein sogenannter Mobility Hub, ein Ort, der verschiedene Formen von Mobilität vereint. So könnten im Quartier Carsharing- und Bikesharing-Angebote verankert werden, eine Repair-Station für Fahrräder integriert und überdachte Sitzgelegenheiten zu einem Quartiersplatz mit Aufenthaltsqualität werden.

Weiteres Vorgehen
„Die Konzepte dienen uns als Grundlage für weitere Diskussionen mit den Beteiligten. Damit haben wir nun einen guten Überblick, welche Bedarfe es für Mobilität gibt, welche Zielgruppen wir erreichen müssen und wie eine soziale Durchmischung gelingen kann. Das alles werden wir in unseren weiteren Planungen für das Quartier berücksichtigen.“, unterstreicht die Wohnbau-Chefin.

Baulich geht es im Quartier ebenso weiter. Neben dem Neubau in der Weserstraße, bei dem die Wohnbau Ende August Richtfest gefeiert hat, soll es 2027 planmäßig mit dem Neubau in der Werrastraße/Schwarzlachweg weitergehen. Für das Neubauvorhaben wurden Fördermittel beim Land Hessen und der Stadt Gießen beantragt. Sobald die Bewilligungen vorliegen, werden die Planungen fortgesetzt und die Mieterschaft informiert. Außerdem ist ab 2026 der Start der Modernisierungsvorhaben in der Schottstraße/Werrastraße geplant. Für diese Vorhaben erarbeitet die Stadt in Zusammenarbeit mit der Wohnbau gerade einen Bebauungsplan, der auch eine Aufstockung der bestehenden Gebäude vorsehen soll, um zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.